Mein Hund ist gestorben: Trost finden und Trauer zulassen

Elke Wagner

Seit über 10 Jahren beschäftige ich mich durch die Arbeit an Schmuck mit Tierhaaren sehr intensiv mit dem Thema Trauer und Verlust.

Man könnte fast sagen, dass die Angst davor, meinen ersten Hund zu verlieren, den Impuls dazu gegeben hat, etwas zu schaffen, was in dieser schwierigen und schmerzvollen Lebensphase Halt geben kann.


Mein erster Rüde durfte leider nur knapp 10 Jahre alt werden. Er war gesundheitlich zu diesem Zeitpunkt gut in Schuss, bis mir eine leichte Unstimmigkeit im Gangbild auffiel.

Die ersten Untersuchungen haben mich beruhigt, doch da war dieses blöde Gefühl im Bauch, das nicht weggehen wollte. Zu diesem Zeitpunkt kam es vor, dass ich plötzlich anfing zu weinen. Mein Verstand wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, was meinem Herzen klar war. Unsere gemeinsame Zeit ging dem Ende entgegen.


 Wenn der Hund gestorben ist, ist alles Still und Leer

mein letztes Bild mit meinem Hund, der gestorben ist. Er blickt in den Sonnenuntergang als ob er wüsste, dass er mich bald verlassen muss.
Wir hatten damals viel Glück, und durften uns Zuhause in Ruhe von Ihm verabschieden. Die Tierärztin hat uns so gut es ging bis zum letzten Schritt begleitet und da unser Rüde es nie leiden konnte, wenn fremde Menschen um Ihn waren, habe ich Ihn bis zum Tierbestatter gebracht, das hatte ich Ihm versprochen.

Die Stille und die Leere Zuhause waren unbeschreiblich. Ich war in den knapp 10 Jahren nur ein paar Tage nicht mit meinem Hund zusammen und ich konnte mich nicht mehr an die Person erinnern, die ich vorher war. Buddha war fort und würde nicht mehr zurückkommen.


Die Angst, wenn das Ende nahe ist

mei geliebter Hund kurz bevor er gestorben ist. Er war sehr krank und hatte kaum noch Kraft.

Angst hatte ich in den letzten gemeinsamen Wochen ständig. Selbst als ich noch nicht die Diagnose hatte, wusste ich im Herzen, dass eine schwere Zeit auf uns zukommen würde. Mein Mann und ich haben uns  abgewechselt, damit Buddha nicht mehr alleine sein musste, fast so wie damals, als wir ihn als plüschigen Welpen zu uns nach Hause geholt haben. 

Nachts habe ich neben ihm im Erdgeschoss auf einer Matratze geschlafen und jede Unregelmäßigkeit in seiner Atmung ließ mich sofort aufschrecken. Braucht er noch eine Schmerztablette? Geht es schon zu Ende? Werde ich es merken, wenn es nicht mehr geht? Immer wenn ich arbeiten war, fuhr mit dem Klingeln des Telefons bis ins Mark, weil ich damit rechnete, dass mein Mann anrief, um mir zu sagen, dass ich sofort nach Hause kommen muss.


Mir war klar, dass wir im besten Fall noch ein paar Tage haben, doch immer war die Angst dabei, dass ich zu lange warte. Dass der Krebs eines seiner Organe verletzen würde und ich in Panik mit einem aus dem Maul blutenden Hund in die Tierklinik rasen muss. Dass mein Hund dafür büßen muss, weil ich die Zeichen nicht früh genug erkannt habe. Dass mein Seelenhund leiden muss, weil ich egoistisch war in einer Situation, in der er mich am meisten gebraucht hätte. 


Den letzten Weg gemeinsam gehen

Mein gestobener Seelenhund von hiten fotografiert blickt der Sonne entgegen und wird von warmem Licht umstrahlt

Heute kann ich sagen, dass wir den letzten Weg in Ruhe gehen konnten und das Glück hatten, dass zu diesem Zeitpunkt die Tierärztin es sehr zeitnah einrichten konnte, uns Zuhause auszusuchen, um meinem Bärchen den letzten Weg zu erleichtern. Mein Mann hielt sich im Hintergrund und ich habe alle Kräfte versammelt, um stark zu sein, damit Buddha ohne Angst gehen kann. Als er ganz ruhig dalag, hab ich das Fenster weit geöffnet, damit seine Seele weiterziehen kann.


In den letzten gemeinsamen Stunden habe ich einen unbeschreiblichen Mix verschiedener Emotionen erlebt. Es war eine Mischung aus Trauer und Verlustangst, Dankbarkeit und Schuldgefühlen und ganz viel Liebe. Zerrissen zwischen dem Wunsch, dass mein Liebstes endlich von seinem Schmerz erlöst wird um zeitgleich nochmal tief den Duft seiner weichen Haare einzuatmen.


Wenn der Lieblingsplatz leer bleibt

Gedenkkugel aus Keramitk mit Pfotenabdrücken und Löchern in Sternform

Als Buddha nicht mehr bei uns war, hat es lange gedauert, bis ich wieder in den Alltag gefunden habe. In den letzten Wochen war unser kranker Hund unser Lebensmittelpunkt, wir hatten alles nach Ihm ausgerichtet und nun war er nicht mehr da und man rechnet trotzdem ständig damit, dass die Tür aufgeht, und ein wacher Kopf mit braunen Karamell Augen um die Ecke blitzt. 

Mitten in einer Tätigkeit hat man den Gedanken im Kopf, dass man unbedingt kontrollieren muss, ob noch genug Wasser im Napf ist, doch plötzlich sind Dinge, die jeden Tag ganz normal waren, nicht mehr nötig.


Wenn der Hund gestorben ist empfinden wir Scham

Keramikkugel als Andenken an meinen verstorbenen Hund

Auch wenn ich mich selber nie für meine Trauer geschämt habe, ich habe zum Glück die ganze Zeit in meinem Familien- und Freundeskreis sehr viel Hilfe und Verständnis erfahren dürfen, bin ich mir bewusst, dass viele Menschen sich für ihre Trauer um ihr Tier schämen.


Sehr oft entschuldigen sich meine Kunden beim Gespräch am Telefon oder im Atelier, wenn plötzlich die Tränen fließen, oder man nicht die richtigen Worte findet. 

Auch wenn ich zum Glück nie diese Erfahrung machen musste, gibt es oft Menschen, die kein Verständnis dafür haben. Es war doch nur ein Hund …. der war doch sowieso schon alt, hol dir doch einen neuen … 

Solche Sätze sind herzlos und verletzend und ich bin sehr froh, dass mir diese Erfahrung erspart geblieben ist, aber ich weiß, dass viele Leute sich genau wegen solcher Sätze schämen und das macht mich sehr traurig.


Die Ignoranz und Kaltherzigkeit mancher Menschen zwingt manche Tierbesitzer dazu, ihre Trauer zu verstecken und zu übergehen, dabei ist es sehr wichtig, in dieser Lebensphase sehr sanft mit sich zu sein, den Trauer geht sehr tief und die verletzte Seele braucht ihre Zeit, um zu heilen.


Wenn der Hund gestorben ist, finden wir Trost in dem wir die Trauer und den Schmerz annehmen


Der tiefe Schmerz ist ein Zeichen von Liebe

das letzte gemeinsame Bild von mir und meinem gestorbenen Hund, wir waren uns sehr nahe und sehr vertraut miteinander

Ich hab mir damals gesagt, dass der Schmerz, den ich empfinde, das letzte Geschenk von Buddha war und ich habe Ihn angenommen und tief in mein Herz gelassen. Buddha war mein Seelenhund und als er ging, hat er ein Stück von mir mitgenommen. Es würde nie wieder so sein wie vorher, doch der Schmerz ist auch ein Zeichen dafür, wie schön es vorher war. Wenn wir uns ein Tier in unser Leben holen und es aufrichtig lieben, dann ist der Schmerz der Preis dafür, den wir annehmen müssen. 


Warum uns der Verlust eines verstorbenen Tieres so sehr ins Herz trifft


Erinnerungsbild an meinen gestorbenen Hund blickt mir direkt ins Gesicht

In Gesprächen um Trauer und Verlust fällt oft der Satz, dass der Verlust um den verstorbenen Hund fast noch tiefer geht, als bei einem Verwandten. 

Für mich liegt die Erklärung darin, dass wir mit unseren Tieren nicht mit Worten reden können, sondern auf emotionaler Ebene kommunizieren, wir fühlen uns in unsere Tiere ein und lassen unsere Herzen sprechen. 

Wenn man sehr lange mit einem Hund zusammenlebt, werden Worte und Gesten immer unwichtiger, weil man sich ohne Worte blind versteht. 



Mit jeder vergossenen Träne kommt die Erinnerung zurück

Erinnerung an meinen gestorbenen Hund, er war so süß als kleiner Welpe mit flauschigem Pelz

Ich finde es sehr wichtig, dass man seiner Trauer Raum gibt und die Tränen zulässt. So wird der Schmerz leichter zu ertragen und der Blick richtet sich nach innen. Mit jeder geweinten Träne können wir wieder besser Atmen und je mehr wir das zulassen, umso stärker kommt die Erinnerung zurück.

Wir erinnern uns an die vielen schönen Momente, die gemeinsame Zeit und wir werden uns bewusst, was wir für ein Glück hatten, dass wir den anderen getroffen haben und empfinden Dankbarkeit.



Der Trauer einen festen Platz geben

Es gibt viele Möglichkeiten, seiner Trauer Raum zu geben, dadurch wird auch das Gefühl greifbar, dass der verstorbene Hund noch immer bei uns ist.


Einen Ort schaffen, an dem man trauern und sich erinnern kann

auf meinem Schrank habe ich eine Erinnerrungsecke mit Bildern, Kerzen und abgeschnittenen Haaren eingerichtet

Ich habe in unserem Wohnzimmer, wo ich die meiste Zeit verbringe und wo ich mich auch die letzten Wochen sehr intensiv um meinen Hund gekümmert habe, auf dem Schrank eine Erinnerungsecke für Buddha eingerichtet. Dort habe ich zwei schöne Bilder, die Urne mit seiner Asche und andere Andenken versammelt und dort steht eine Kristalldose mit Haaren, die ich beim Abschied von ihm abgeschnitten habe. Wenn er mir fehlt und ich an ihn denke, dann zünde ich die Kerzen dort an.


Auch in meinem Atelier steht ein schönes Bild von meinem verstorbenen Hund, daneben eine Kerze und eine Engelsfigur. So hat mein Hund auch heute noch einen festen Platz in meinem Leben und wenn ich später wieder in mein Atelier gehe, begrüße ich meinen Buben und zünde die Kerze an.


Rituale geben uns Hoffnung und Zuversicht


In meinem Atelier steht ein Bild von meinem gestorbenen  Hund mit Engelsfirgur und einer Kerze

Rituale haben aus gutem Grund in allen Volksgruppen der Welt einen festen Platz im Alltag.

Besonders wenn es um Trauer und Erinnerung geht, geben Rituale uns das Gefühl, dass wir ein bisschen von dem was war festhalten können.

Viele Firmen haben sich darauf spezialisiert, Tierbesitzer in ihrer Trauer zu begleiten und so hat man auch die Möglichkeit, die umgewandelte Hülle in einer Urne wieder mit nach Hause zu nehmen.


Tierhaarschmuck als Trauerhilfe

Meine Arbeit an Schmuck mit Tierhaaren war für mich in doppelter Hinsicht eine Trauerhilfe.

Die Schmuckstücke an sich geben Halt, denn die darin eingearbeiteten Hundehaare waren ein Stückchen von meinem Buddha, das ich festhalten konnte, als er nicht mehr da war.


Blick von Oben auf ein rundes Amulett mit Haaren, das ich gerade bearbeite

Mir war allerdings auch meine Community rund um Seelenfreund ein hilfreicher Anker. Ich habe viel Verständnis und Anteilnahme erfahren dürfen und um diesen Umstand hat mich mein Mann damals sehr beneidet. Durch die vielen Kundengespräche im Lauf der letzten Jahre war ich ein bisschen darauf vorbereitet und mir war bewusst, dass wir trotz der schmerzhaften Erfahrung das Glück hatten und in Ruhe zu verabschieden, ich weiß aus vielen Geschichten meiner Kunden, dass das Leben manchmal unfassbar grausam sein kann.



Urnenanhänger mit einer Naturlandschaft, im inneren ist Asche eingefüllt unter einem Stein sind Haare engefasst. Neben dem Schmuck liegt eine Haarsträhne

Doch auch die Arbeit selbst hat mir Halt gegeben. Ich habe schwierige Lebensphasen schon immer in Form eines kreativen Schaffensprozess verarbeitet. Als Andenken an Buddha habe ich in dieser Zeit einen Urnenanhänger angefertigt und das hat mich zur Ruhe kommen lassen.


Mir ist aber auch bewusst geworden, dass ich mit meinem Label Seelenfreund ein Geschenk von meinem ersten Hund zurückbehalten habe. 

Durch Ihn bin ich auf die Idee gekommen, ideellen Schmuck für Tierfreunde herzustellen und nun betrachte ich das, was daraus geworden ist, als sein Erbe. Der Gedanken daran zaubert mir trotz des Schmerzes, der auch heute noch da ist, ein Lächeln ins Gesicht.


Rückblickende Gedanken ...

Mit Groll ist wieder ein Hund in mein Leben getreten

Es ist mir sehr schwer gefallen, so offen über meine Gedanken zu schreiben und obwohl es nun schon etwas mehr als 5 Jahre her ist, dass mein Bärchen gehen musste, sitzt der Scherz noch tief. Ich habe viele Tränen vergossen, beim zusammenfassen meiner Gedanken und bei der Auswahl der Bilder.

Doch es hat sich viel verändert in diesen Jahren. Das Gefühl der Trauer hat sich gewandelt von innerer Zerissenheit zu einem warmen Gefühl aus Dankbarkeit und tiefer Liebe.


Ich habe mir nach Buddha´s Tod wieder einen Hund geholt, Groll ist nun fast 4 Jahre alt.

Ein neuer Hund ist für viele Menschen, die einen Hund verloren haben ein schwieriges Thema. Wann ist der richtige Zeitpunkt, ist es vielleicht sogar Verrat am verstobenen Hund?


Genau wie beim Thema Trauer ist die Entscheidung was richtig oder falsch ist, sehr individuell. Uns war sehr schnell klar, dass ein Leben ohne Hund nichts für uns ist, und durch eine glückliche Fügung ist Groll sogar mit unserem Buddha verwant.

Ich weiß genau, dass sich mein Bärchen im Regenbogenland sehr darüber freut, dass ich mit Groll einen Hund an meiner Seite habe, der mein Herz wieder ein Stück weit ganz gemacht hat.


Auch wenn ich schon jetzt Angst davor habe, dass ich Groll irgendwann gehen lassen muss, nehme ich mir die wichtigste Erkenntnis aus dem Zusammenleben mit meinen Seelenhunden zum Leitbild.

Ich lebe im Jetzt und bin dankbar für jeden Tag, den ich mit meinem Wölchen erleben darf. Das Leben ist viel zu kostbar, um zu sehr in der Vergangenheit zu verweilen oder sich Sorgen um die Zukunft zu machen.

mein Seelenhund steht zwischen meinen Beinen und schaut direkt in die Kamera
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