Seit über 10 Jahren beschäftige ich mich durch die Arbeit an Schmuck mit Tierhaaren sehr intensiv mit dem Thema Trauer und Verlust.
Man könnte fast sagen, dass die Angst davor, meinen ersten Hund zu verlieren, den Impuls dazu gegeben hat, etwas zu schaffen, was in dieser schwierigen und schmerzvollen Lebensphase Halt geben kann.
Mein erster Rüde durfte leider nur knapp 10 Jahre alt werden. Er war gesundheitlich zu diesem Zeitpunkt gut in Schuss, bis mir eine leichte Unstimmigkeit im Gangbild auffiel.
Die ersten Untersuchungen haben mich beruhigt, doch da war dieses blöde Gefühl im Bauch, das nicht weggehen wollte. Zu diesem Zeitpunkt kam es vor, dass ich plötzlich anfing zu weinen. Mein Verstand wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, was meinem Herzen klar war. Unsere gemeinsame Zeit ging dem Ende entgegen.
Wenn der Hund gestorben ist, ist alles Still und Leer
Wir hatten damals viel Glück, und durften uns Zuhause in Ruhe von Ihm verabschieden. Die Tierärztin hat uns so gut es ging bis zum letzten Schritt begleitet und da unser Rüde es nie leiden konnte, wenn fremde Menschen um Ihn waren, habe ich Ihn bis zum Tierbestatter gebracht, das hatte ich Ihm versprochen.
Die Stille und die Leere Zuhause waren unbeschreiblich. Ich war in den knapp 10 Jahren nur ein paar Tage nicht mit meinem Hund zusammen und ich konnte mich nicht mehr an die Person erinnern, die ich vorher war. Buddha war fort und würde nicht mehr zurückkommen.
Die Angst, wenn das Ende nahe ist
Mir war klar, dass wir im besten Fall noch ein paar Tage haben, doch immer war die Angst dabei, dass ich zu lange warte. Dass der Krebs eines seiner Organe verletzen würde und ich in Panik mit einem aus dem Maul blutenden Hund in die Tierklinik rasen muss. Dass mein Hund dafür büßen muss, weil ich die Zeichen nicht früh genug erkannt habe. Dass mein Seelenhund leiden muss, weil ich egoistisch war in einer Situation, in der er mich am meisten gebraucht hätte.
Den letzten Weg gemeinsam gehen
Wenn der Lieblingsplatz leer bleibt
Wenn der Hund gestorben ist empfinden wir Scham
Auch wenn ich mich selber nie für meine Trauer geschämt habe, ich habe zum Glück die ganze Zeit in meinem Familien- und Freundeskreis sehr viel Hilfe und Verständnis erfahren dürfen, bin ich mir bewusst, dass viele Menschen sich für ihre Trauer um ihr Tier schämen.
Sehr oft entschuldigen sich meine Kunden beim Gespräch am Telefon oder im Atelier, wenn plötzlich die Tränen fließen, oder man nicht die richtigen Worte findet.
Auch wenn ich zum Glück nie diese Erfahrung machen musste, gibt es oft Menschen, die kein Verständnis dafür haben. Es war doch nur ein Hund …. der war doch sowieso schon alt, hol dir doch einen neuen …
Solche Sätze sind herzlos und verletzend und ich bin sehr froh, dass mir diese Erfahrung erspart geblieben ist, aber ich weiß, dass viele Leute sich genau wegen solcher Sätze schämen und das macht mich sehr traurig.
Die Ignoranz und Kaltherzigkeit mancher Menschen zwingt manche Tierbesitzer dazu, ihre Trauer zu verstecken und zu übergehen, dabei ist es sehr wichtig, in dieser Lebensphase sehr sanft mit sich zu sein, den Trauer geht sehr tief und die verletzte Seele braucht ihre Zeit, um zu heilen.
Wenn der Hund gestorben ist, finden wir Trost in dem wir die Trauer und den Schmerz annehmen
Der tiefe Schmerz ist ein Zeichen von Liebe
Warum uns der Verlust eines verstorbenen Tieres so sehr ins Herz trifft
Mit jeder vergossenen Träne kommt die Erinnerung zurück
Der Trauer einen festen Platz geben
Es gibt viele Möglichkeiten, seiner Trauer Raum zu geben, dadurch wird auch das Gefühl greifbar, dass der verstorbene Hund noch immer bei uns ist.
Einen Ort schaffen, an dem man trauern und sich erinnern kann
Rituale geben uns Hoffnung und Zuversicht
Rituale haben aus gutem Grund in allen Volksgruppen der Welt einen festen Platz im Alltag.
Besonders wenn es um Trauer und Erinnerung geht, geben Rituale uns das Gefühl, dass wir ein bisschen von dem was war festhalten können.
Viele Firmen haben sich darauf spezialisiert, Tierbesitzer in ihrer Trauer zu begleiten und so hat man auch die Möglichkeit, die umgewandelte Hülle in einer Urne wieder mit nach Hause zu nehmen.
Tierhaarschmuck als Trauerhilfe
Meine Arbeit an Schmuck mit Tierhaaren war für mich in doppelter Hinsicht eine Trauerhilfe.
Die Schmuckstücke an sich geben Halt, denn die darin eingearbeiteten Hundehaare waren ein Stückchen von meinem Buddha, das ich festhalten konnte, als er nicht mehr da war.
Rückblickende Gedanken ...
Es ist mir sehr schwer gefallen, so offen über meine Gedanken zu schreiben und obwohl es nun schon etwas mehr als 5 Jahre her ist, dass mein Bärchen gehen musste, sitzt der Scherz noch tief. Ich habe viele Tränen vergossen, beim zusammenfassen meiner Gedanken und bei der Auswahl der Bilder.
Doch es hat sich viel verändert in diesen Jahren. Das Gefühl der Trauer hat sich gewandelt von innerer Zerissenheit zu einem warmen Gefühl aus Dankbarkeit und tiefer Liebe.
Ich habe mir nach Buddha´s Tod wieder einen Hund geholt, Groll ist nun fast 4 Jahre alt.
Ein neuer Hund ist für viele Menschen, die einen Hund verloren haben ein schwieriges Thema. Wann ist der richtige Zeitpunkt, ist es vielleicht sogar Verrat am verstobenen Hund?
Genau wie beim Thema Trauer ist die Entscheidung was richtig oder falsch ist, sehr individuell. Uns war sehr schnell klar, dass ein Leben ohne Hund nichts für uns ist, und durch eine glückliche Fügung ist Groll sogar mit unserem Buddha verwant.
Ich weiß genau, dass sich mein Bärchen im Regenbogenland sehr darüber freut, dass ich mit Groll einen Hund an meiner Seite habe, der mein Herz wieder ein Stück weit ganz gemacht hat.
Auch wenn ich schon jetzt Angst davor habe, dass ich Groll irgendwann gehen lassen muss, nehme ich mir die wichtigste Erkenntnis aus dem Zusammenleben mit meinen Seelenhunden zum Leitbild.
Ich lebe im Jetzt und bin dankbar für jeden Tag, den ich mit meinem Wölchen erleben darf. Das Leben ist viel zu kostbar, um zu sehr in der Vergangenheit zu verweilen oder sich Sorgen um die Zukunft zu machen.